Bericht vom Elternrat 9plus
Damit auch die Eltern über das Thema informiert wurden und sich einbringen konnten, fand am 8. März 2022 ein spezieller Elternabend statt, der vom Elternrat und der Schulleitung organisiert wurde. 21 Personen waren am Anlass dabei. Zu Beginn lud Moderatorin Eveline Giger Bürli die Anwesenden ein, bei einer Mentimeter-Umfrage mitzumachen. Wie schätzen die Eltern den Medienkonsum ihrer Kinder ein und welche Themen beschäftigen sie am meisten? Eine weitere Umfrage wurde auch mit den Kindern gemacht. Oliver Scurio stellte die Ergebnisse der Fragen vor, die vom Elternrat, den Lehrpersonen und des Schülerrats zusammengestellt wurden. Interessant, dass die Mädchen noch mehr Nutzungszeit aufweisen als die Jungen. Auch die Kinder fanden, dass sie empfehlen würden, dass die Nutzung zwischen 1 und 2 Stunden liegen sollten. Die meistgenutzten Apps sind Whatsapp, Snapchat, TikTok und Instagram. Negative Folgen habe der Tiktok-Konsum. Die Kinder sehen selber ein, dass übermässige Mediennutzung auch zu schlechter Stimmung führen kann. Fast die Hälfte der “Freunde” sind ihnen unbekannt. Bedenklich ist, dass fast ein Viertel schon von Mobbing und Sexting betroffen wurde. Die Ergebnisse der beiden Umfragen finden sie im Anhang.
Die darauf durchgeführten Gruppenarbeiten führten zu folgenden Erkenntnissen:
1. Unsere Kinder wachsen mit den Geräten auf und sind daran gewöhnt, für uns als Eltern ist das anders, wir sind meist keine digital Natives.
2. Wir als Eltern haben eine wichtige Vorbildrolle.
3. Regeln müssen jede Familien selber mit ihren Kindern aushandeln, es gibt keine Patentrezepte. Beispiele von vorgeschlagenen Regeln: Keine elektronischen Geräte über Nacht im Kinderzimmer oder Essenspausen sind handyfrei.
Dringende Fragen behandelt
Martin Uiker ging dann in seinem Vortrag auf die Fragen der Eltern ein. Er stellte die wichtigsten Erkenntnisse aus Studien wie der James-Studie (www.jamesstudie.ch) vor. Heute hat fast jeder Jugendliche ein Smartphone (99%). Die Nutzungs-Zeiten haben stark zugenommen: z.B. am Wochenende 5 Stunden pro Tag (40% Steigerung innerhalb von 2 Jahren). Es gibt aber auch ein wirkliches Leben mit hohen Zeitangaben, an denen sie sich draussen aufhalten, sich mit Freunden treffen oder einfach nur herumhängen.
Das Handy kann auch bewusst in den Familienalltag eingebaut werden, da es ja viele Vorteile bietet.
Gleichzeitig soll versucht werden, die Abhängigkeit von den Hilfsmitteln im Griff zu behalten, indem z.B. auch spielerisch versucht wird, auftauchende Fragen auch mal ohne Google zu lösen.
Digitals Natives
Eltern und Kinder leben in anderen Welten. In ihrer Welt gibt es die Jugendsprache, die für sie Alltag ist. Die Jugendlichen kennen den Unterschied der verschiedenen Welten und sie wissen, wann sie Grenzen einhalten müssen. Das Problem entsteht, wenn Eltern in Chats reinschauen und für sie anstössige Begriffe entdecken, die für die Jugendlichen aber normal sind. In solchen Fällen sollte nicht überreagiert werden. Die Kinder wachsen mit diesen Medien auf und sind sich daran gewöhnt. Viele Eltern verstehen diese Welt nicht. Kinder sollten aber von Anfang an bei der Handynutzung begleitet werden. Sie sollten sich darum kümmern, dass sie uptodate sind und die Nutzungen der elektronischen Medien kontrollieren können. Die Beschränkungen und die Kontrolle sind sehr komplex. Manchmal finden Kinder Wege, die Regeln zu umgehen. Deshalb sollte das Problem gemeinsam besprochen und gemeinsam eine Lösung gefunden werden. Es gibt kein Patentrezept und keine allgemeine Lösung. Es braucht individuelle Lösungen für die eigene Familie. Die Eltern müssen sich Zeit nehmen, um zu schauen, wie lange und wie ihre Kinder das Internet nutzen. Erst mit 15 Jahren den Finger drauf zu legen ist zu spät. Es sollte von Beginn an der Nutzung klar geregelt sein. Die Eltern sollen die Eigenverantwortung und die Selbstkompetenz ihrer Kinder fördern und mit der Zeit weniger streng werden, aber Stichproben können natürlich noch gemacht werden.
Womit muss sich die Kantonspolizei am meisten beschäftigen?
In der Fragerunde wurde die Frage gestellt, wo die Polizei in Schulen am meisten zu tun hat: Hauptthema der Gruppe Intervention sind Gewaltdarstellungen und Pornographie. Kinder, die z.B. ihre eigenen Geschlechtsteile fotografieren, machen sich der Kinderpornographie strafbar und werden gezwungenermassen auch als Täter behandelt. Aufgrund der Altersbeschränkungen bei Whatsapp bezüglich Klassenchat sind “private” Chats entstanden, wo es auch weniger Kontrolle gibt. Am Schluss dankte Eveline Giger Bürli allen Eltern für die aktive Teilnahme, der Schulleitung für die Unterstützung und Herr Uiker für seine interessanten Beiträge.
Internetseiten mit aktuellen Themen:
Infoseite für Jugendliche: www.no-front.ch
Jugendintervention der Kantonspolizei: www.jugendintervention.ch
Umfrage Mediennutzung SchülerInnen (Memberbereich only):
Kurzfilm zum Thema Handy-Nutzung